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Nationalpark-Hydrologe fasst die Ereignisse vom 17. Juli 2021 in der Winter-Vortragsreihe zusammen
Rund 40 Zuhörer vor Ort im Nationalparkzentrum „Haus der Berge“ in Berchtesgaden und knapp 100 Zuhörer im Livestream verfolgten den zweiten Vortrag der traditionellen Winter-Vortragsreihe des Nationalparks Berchtesgaden zum Thema: „Starkniederschläge“. Nationalpark-Hydrologe Dr. Benjamin Poschlod analysierte in seinem Vortrag die Starkregen-Ereignisse vom Sommer 2021 im Berchtesgadener Talkessel und stellte ein wissenschaftlich berechnetes Szenario für die zukünftige Niederschlags-Entwicklung vor.
Der 17. Juli 2021 war ein schwarzer Tag für das Berchtesgadener Land. Tiefdruckgebiet „Bernd“, das rund eine Woche lang über Mitteleuropa lag, brachte Starkregen in die Region, die Folge waren großflächige Hochwasser, Überschwemmungen, Hangrutsche und Muren. Dr. Benjamin Poschlod stellte in seinem Vortrag einleitend die Lage der vier Flusspegel am Rand des Nationalparks vor und präsentierte die Niederschlagsmengen von 13 Klimastationen im Gebiet des Nationalparks Berchtesgaden. Höchstwerte wurden am 17. Juli an der Waldklimastation im Watzmann-Gebiet gemessen, hier fielen in einer Stunde mehr als 60 Liter Regen pro Quadratmeter. Binnen 24 Stunden erreichten die Niederschlagsmengen an der Klimastation Kühroint mit über 150 Litern pro Quadratmeter Höchstwerte.
„Die Flusspegel an den Messstellen werden seit 1971 systematisch erfasst, an drei Messstationen wurden im Juli 2021 Höchstwerte seit Beginn der Messungen erreicht“, erklärte der Experte. Die Bischofswieser Ache führte am 17. Juli gegen 20 Uhr einen Rekordwert von über 45 Kubikmeter Wasser pro Sekunde. Die Ramsauer Ache hatte im August 2002 mit 85 Kubikmeter pro Sekunde einen bis dato Höchstwert erreicht, der am Abend des 17. Juli 2021 knapp übertroffen wurde. Auch die Berchtesgadener Ache übertraf ihren bisherigen Höchststand von 1977 deutlich, damals waren es 247 Kubikmeter pro Sekunde, heuer am 17. Juli insgesamt 328 Kubikmeter pro Sekunde. Einzig an der Königsseer Ache gab es bei diesem Ereignis keine Rekord-Abflussmenge, diese wurde im Jahr 2005 mit 122 Kubikmeter pro Sekunde gemessen. An der Königsseer Ache waren es heuer zu Spitzenzeiten knapp über 100 Kubikmeter Abfluss pro Sekunde.
„Anhand statistischer Methoden kann man nun berechnen, wie wahrscheinlich ein solches Ereignis war“, rechnete Poschlod anschließend vor. „Die Analysen haben ergeben: Ja, es war tatsächlich ein Jahrhunderthochwasser an der Berchtesgadener Ache.“ Anschließend stellte der Referent ein zukünftiges Klimaszenario auf Basis regionaler Klimamodellierung vor. Wissenschaftlich fundiert und gleichzeitig verständlich präsentierte Poschlod dabei die projizierten Auswirkungen des Klimawandels auf Starkniederschlags-Ereignisse. „Starkniederschläge werden in Europa häufiger und intensiver, verantwortlich dafür ist das sich erwärmende Klima“, fasst der Referent zusammen. „Auch der Grund ist einfach nachzuvollziehen, denn wärmere Luft kann deutlich mehr Feuchtigkeit aufnehmen als kalte.“ Die Daten der regionalen Klimamodellierung zeigen bei einem Vergleich des aktuellen Klimas mit 1970 bis 1999, dass das Starkregen-Ereignis im Berchtesgadener Land bedingt durch den Klimawandel eine dreimal so hohe Auftrittswahrscheinlichkeit hatte. „Daher wird den Themen Hochwasserschutz und Schutz vor Naturgefahren künftig eine noch größere Bedeutung zukommen“, beschloss der Experte seine Ausführungen.
Der nächste Vortrag im Rahmen der traditionellen Winter-Vortragsreihe des Nationalparks Berchtesgaden findet statt am Donnerstag, 3. März um 19 Uhr. Dann berichtet Jörg Beckmann vom Tiergarten der Stadt Nürnberg über das „Abenteuer Auswilderung“ verschiedener Tierarten unter dem Titel: „Der lange Weg, bis die Kiste endlich aufgehen kann“.
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Bildnachweis: Nationalpark Berchtesgaden
Im Rahmen der traditionellen Winter-Vortragsreihe des Nationalparks Berchtesgaden berichtete Nationalpark-Hydrologe Dr. Benjamin Poschlod anschaulich über die Starkregen-Ereignisse vom 17. Juli im Berchtesgadener Talkessel.
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