Braune Nadelspitzen, verzögertes Nadelwachstum und ein Absterben der Bäume bei mehrjährigem Befall: Die so genannte „Lecanosticta-Nadelbräune“ ist im Berchtesgadener Talkessel und im Nationalpark angekommen. 2022 wiesen Forschende den aus Nord- und Mittelamerika eingeschleppten Pilz erstmal im Wimbachtal nach. Auch in den Tallagen stellen Mitarbeitende des Nationalparks vermehrt braune Nadelspitzen an Latschen fest.
„Wir haben Nadelproben von verschiedenen Latschen aus dem Wimbachtal von der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF) untersuchen lassen, und das Ergebnis ist eindeutig: Der Lecanosticta-Pilz ist im Nationalpark Berchtesgaden angekommen. Es ist der erste Nachweis des Pilzes in diesem Teil der Bayerischen Alpen“, informiert Nationalparkleiter Dr. Roland Baier. „Damit haben wir neben der Ulmenwelke und dem Eschentriebsterben nun einen weiteren eingeschleppten Pilz, der heimische Baumarten bedroht“. Befallene Bäume leiden unter deutlich sichtbarem Nadelverlust. Die äußeren Enden der Nadeln verfärben sich zunehmend braun, bevor sie im nächsten Jahr abfallen. Im weiteren Verlauf tragen die Bäume nur noch verkürzte Triebe des letzten Jahres und wirken kahl. Der Befall kann schließlich zum Absterben des Baumes führen.
Lecanosticta-Nadelbräune ist eine durch den eingeschleppten Pilz mit dem lateinischen Namen Lecanosticta acicola verursachte Baumkrankheit an Kiefern. Bis vor rund zehn Jahren war der Pilz in Europa insgesamt selten, es traten allerdings an einigen Standorten in Österreich und in der Schweiz lokale Häufungen auf. Der Pilz wurde erstmals im Jahr 1994 in Deutschland nachgewiesen und hat sich seitdem im Süden Bayerns ausgebreitet. Er befällt vor allem die Latsche, wobei auch andere Kiefern-Arten wie Spirke, Schwarz- und Waldkiefer betroffen sein können. Da der Pilz feuchtwarme Bedingungen bevorzugt, wurde zunächst eine Ausbreitung an Latschen in Tallagen, vorrangig an Moorrändern, festgestellt. Typisch war auch der Befall im städtischen Bereich, darunter in privaten Gärten und Parks. Im Jahr 2022 wiesen Forschende des Nationalparks ein Befall erstmals auch im Nationalpark Berchtesgaden in der montanen Höhenstufe nach. Durch die fortschreitende Klimaerwärmung ist eine weitere Ausbreitung auch in höhere Lagen denkbar, nehmen Wissenschaftler an. „Dies könnte weitreichende Folgen für die Ökosystemdynamik haben, denn die Latsche ist an und über der Waldgrenze eine Schlüsselart und dominiert dort die Vegetationsentwicklung“, gibt Nationalpark-Forschungsleiter Prof. Rupert Seidl zu bedenken. Latschen bedecken im Nationalpark eine Fläche von rund 1700 Hektar, das entspricht rund 15 Prozent der mit Holzgewächsen bestocken Fläche. „Ein großflächiges Absterben von Latschenbeständen könnte gravierende Auswirkungen auf die Biodiversität sowie auf die Schutzwirkung der Vegetation gegenüber Bodenerosion und Humusverlust haben“, so Seidl weiter. Um verschiedenen Fragestellungen rund um die Ausbreitung des Lecanosticta-Pilzes im Nationalpark und möglichen Folgen für das Ökosystem nachgehen zu können, hat die Nationalparkverwaltung ein Forschungsprojekt beantragt.
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Bildnachweis: Nationalpark Berchtesgaden
Es beginnt zunächst unauffällig mit braunen Nadelspitzen, mehrjähriger Befall kann zum Absterben des Baumes führen: Der Lecanosticta-Pilz breitet sich in Bayern aus und ist nun auch im Berchtesgadener Talkessel und im Nationalpark angekommen. Der Pilz befällt Kiefernarten wie Latsche und Spirke. Um die Folgen auf das Ökosystem abschätzen zu können, hat der Nationalpark ein Forschungsprojekt beantragt.
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