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Bei der 50. Beiratssitzung des Nationalparks Berchtesgaden im Nationalparkzentrum „Haus der Berge“ in Berchtesgaden zog Nationalparkleiter Dr. Roland Baier kürzlich eine positive Bilanz: „Wir werden in diesem Jahr 75 Prozent Kernzone im neuen Nationalparkplan endgültig festschreiben, im neuen Kommunikationskonzept beginnen wir ab sofort mit der Umsetzung von Maßnahmen, in der Forschung fließen aktuelle Ergebnisse bereits ins Management ein und die Vorbereitungen für die internationale Forschungstagung im Herbst zum Thema Ökosystemdynamik laufen auf Hochtouren.“
Rund 30 Mitglieder des Nationalpark-Beirats waren der Einladung des Bayerischen Umweltministers Thorsten Glauber zur alljährlichen Sitzung gefolgt, um sich aus erster Hand über abgeschlossene, laufende und geplante Aktivitäten der Nationalparkverwaltung zu informieren. Der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber bezeichnete den Nationalpark Berchtesgaden in seiner Begrüßung als Hotspot der Artenvielfalt, Naturraum, Forschungsraum und Lernort für kommende Generationen und dankte den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des Schutzgebiets für die geleiteten Arbeiten des vergangenen Jahres. In seinem Tätigkeitsbericht informierte Nationalparkleiter Dr. Roland Baier die anwesenden Beiratsmitglieder anschließend über die geleisteten Arbeiten des Jahres 2021 und gab einen Ausblick auf bevorstehende Aufgaben und Projekte. „Der Tätigkeitsbericht mit der breiten Themenvielfalt und der positiven Weiterentwicklung des Nationalparks ist eine Gesamtleistung des Nationalparkteams, wofür ich mich bei allen herzlich bedanke“, beschloss der Nationalparkleiter seinen Vortrag. Im Anschluss stellten die Sachgebietsleiterinnen und -leiter der Nationalparkverwaltung die Schwerpunkte der Aktivitäten ihrer Bereiche vor. Besonderes Augenmerk gilt stets der Instandhaltung der Infrastruktur im Schutzgebiet. Insgesamt knapp 542.000 Euro investierte der Nationalpark 2021 in die Sanierung der Wanderwege und Steige, die insbesondere nach den schweren Unwettern vom Juli 2021 teilweise stark in Mitleidenschaft gezogen worden waren. Ein Schwerpunkt der Aktivitäten im Sachgebiet Parkmanagement liegt aktuell auf der Instandsetzung des Kaunersteiges, hier investiert die Nationalparkverwaltung zusätzlich rund 130.000 Euro. Im unteren Bereich des Steiges muss die Trasse auf rund 300 Metern Länge nach einem Murenabgang neu verlegt werden. „Wenn alles läuft wie geplant, dann können wir den Kaunersteig im Herbst wieder für Besucher freigeben“, erklärt Parkmanagement-Leiter Daniel Müller. Und ergänzt: „Auch der Erhalt und die Optimierung der Wege mit Bedeutung für Rettungseinsätze spielt aktuell eine große Rolle“. Im Jahr 2021 wurden rund 1.900 Festmeter Borkenkäferholz aufgearbeitet. „Damit lag 2021 erfreulicherweise unter dem Durchschnitt der vergangenen Jahre“, fasst Müller zusammen. Das Konzept für die Wildbestandsregulierung wird eng mit dem Forschungsbereich Wildbiologie abgestimmt und berücksichtigt neue Erkenntnisse. In der Kernzone des Schutzgebiets auf rund 16.000 Hektar findet keine Wildbestandsregulierung statt. Damit besteht im Nationalpark Berchtesgaden die größte Wildruhezone in den Bayerischen Alpen. Eine Regulierung findet ausschließlich dort statt, wo die Zielerreichung, nämlich die Förderung des naturnahen Bergmischwaldes, noch nicht ausreichend gewährleistet ist. „Was die Gams betrifft, sind die Bestände stabil und das Konzept nimmt ausdrücklich Rücksicht auf die Lebensraumansprüche dieses Kletterkünstlers“, erläutert Wildbiologie Dr. Rudolf Reiner, der auch erste Ergebnisse der kürzlich gestarteten Rotwildtelemetrie vorstellte.
Das Sachgebiet Forschung hat seit Beginn der Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM) im Jahr 2020 eine deutliche Aufwertung erfahren. Aktuell arbeiten 20 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in diesem Bereich, hinzu kommen zahlreiche Praktikantinnen und Praktikanten. Im Nationalpark laufen derzeit fünf große Projekte zu den Schwerpunkten Biodiversität, Walddynamik, Almwirtschaft, Schalenwild und Datenmanagement. Geplant sind weitere Forschungsprojekte in den Bereichen Schalenwildökologie, Ökosystemprozesse, Aasökologie, Mikroklima und Waldverjüngung. Forschungsleiter Prof. Rupert Seidl verwies zudem auf die geplante Fachtagung zum Thema Ökosystemdynamik mit über 100 Teilnehmenden aus 18 Ländern im September 2022 in Berchtesgaden. Ulf Dworschak, Leiter des Sachgebiets Naturschutz und Planung, berichtete unter anderem vom geplanten Erweiterungsbau der Bundespolizei auf der Kührointalm, der im Rahmen des naturschutzrechtlichen Verfahrens momentan von offiziellen Stellen geprüft wird. Ungebrochen groß ist das Interesse der Medien am Nationalpark, die Zahl der von Nationalpark-Mitarbeitenden betreuten Medienvertretern lag 2021 mit 151 Journalistenteams wiederholt weit über den Vorjahreserhebungen. Zwei Kommunikationskonzepte für den Nationalpark, die beide bis Herbst 2022 fertig gestellt werden, sollen in erster Linie die interne Kommunikation sowie die Krisenkommunikation der Nationalparkverwaltung weiter professionalisieren. 74 Prozent der im Jahr 2021 persönlich betreuten Gäste im Nationalpark besuchten die mobilen Stände im Gelände, insgesamt wurden 24.399 Besucherinnen und Besucher vom Team der Umweltbildung betreut. Anfang März 2022 wurde das Sachgebiet Umweltbildung erneut für drei Jahre mit dem Qualitätssiegel „Umweltbildung.Bayern“ ausgezeichnet. Im Nationalparkzentrum „Haus der Berge“ finden fortlaufend Optimierungen statt. So wurde die „Wasserwand“ neu gestaltet, außerdem eröffnete kürzlich die neue Informationsstelle zum Lebensraum „Fels“ in der Bergstation der Jennerbahn. Eine weitere, neue Informationsstelle auf St. Bartholomä am Königssee zum Lebensraum „Wasser“ wird voraussichtlich im Frühsommer 2023 eröffnet. Darüber hinaus informierte Sachgebietsleiter Ulrich Brendel über Neuerungen im Steinadler- und Bartgeierprojekt. Nach den ausführlichen Jahresrück- und -ausblicken hatte der Beirat Gelegenheit für Anmerkungen, Fragen und einen persönlichen Austausch. In der nachfolgenden Diskussion wurde beispielsweise Kritik an einer Aussendung der Sektion Berchtesgaden des Deutschen Alpenvereins (DAV) zum Zustand des Funtenseeweges laut und auch das Thema „Wolf“ war Gegenstand mehrerer Wortmeldungen.
Nach rund zweieinhalb Stunden beschloss Umweltminister Glauber die Sitzung mit einem Dank an alle Anwesenden sowie an die Nationalparkverwaltung für ihr Engagement für den einzigen Alpennationalpark Deutschlands. Glauber stellte heraus, dass der Nationalpark Berchtesgaden aktuell sowohl wissenschaftlich als auch organisatorisch sehr gut ausgestattet sei. Auch für die Zukunft wünschte sich der Minister eine weiterhin offene und transparente Kommunikation zwischen allen Akteuren sowie auch bei kritischen Fragestellungen eine konstruktive Zusammenarbeit.
(Ohne Leerzeichen 6.004, mit Leerzeichen 6.855)
Beiratssitzung 2022.jpg
Bildnachweis: Nationalpark Berchtesgaden
Der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber (Mitte) leitete die 50. Sitzung des Nationalparkbeirats im „Haus der Berge“ in Berchtesgaden. Nationalparkleiter Dr. Roland Baier (r.) stellte den ausführlichen Tätigkeitsbericht für das Jahr 2021 vor und informierte die rund 30 Beirätinnen und Beiräte, darunter auch BGL-Landrat Bernhard Kern (l.), über laufende und geplante Aktivitäten im Schutzgebiet.
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