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Kürzlich trafen sich Vertreterinnen und Vertreter der Nationalparkverwaltung und der Kreisgruppe Berchtesgadener Land des Bayerischen Jagdverbandes zu einem Fachaustausch. Themen waren unter anderem die Vorstellung des Konzepts zur Wildbestandsregulierung in der Pflegezone des Nationalparks, wildbiologische Forschungsergebnisse sowie eine kritische Auseinandersetzung mit der Situation des Rotwildes am Königssee.
Eingangs präsentierte Dr. Rudolf Reiner, Wildbiologe im Nationalpark, aktuelle Forschungsergebnisse zu Gams, Reh- und Rotwild im Nationalpark. Anschließend stellte Daniel Müller, stellvertretender Nationalparkleiter, das Konzept zur Wildbestandsregulierung vor und betonte: „Das Konzept hat sich bewährt, ganz aktuell haben wir für unser Projekt zur Wiederherstellung von Waldökosystemen sogar einen Preis der UN Dekade erhalten. Dabei wurde unser Konzept zur Wildbestandsregulierung von der Präsidentin des Bundesamtes für Naturschutz explizit gelobt. Dieser Erfolg war nur möglich durch das große Engagement und den hohen persönlichen Einsatz unseres Teams.“
Die Schalenwildbestände entsprechen in den Nationalpark-Revieren aktuell den Vorgaben. Laut Analysen entwickeln sich jedoch die Bestandeszahlen an den beiden Rotwildfütterungen am Königssee seit den frühen 2000er-Jahren deutlich nach oben. Auch der Oberste Bayerische Rechnungshof fordert in seinem Bericht eine deutliche Reduktion der Rotwildbestände in diesem Bereich. Aktuelle Daten von mit GPS-Sendern ausgestattetem Rotwild zeigen, dass sich der Sommerlebensraum der Tiere fast ausschließlich in der regulierungsfreien Kernzone befindet und das Rotwild hier in großen Dichten von über 30 Stück pro 100 Hektar vorkommt. Hinzu kommt, dass sich die sehr lernfähigen Tiere zunehmend einer Regulierung in den kleinen, dazu zur Verfügung stehenden Bereichen der Pflegezone am Königssee entziehen. Auch der Klimawandel mit milden Wintern erschwert die Regulierung. Durch den späten oder ausbleibenden Schneefall ziehen die Tiere erst zum Ende der regulären Jagdzeit in tiefere Lagen der Pflegezone.
Nationalpark-Wildbiologe Dr. Rudolf Reiner macht deutlich: „Eine Regulierung des Rotwildes in der Kernzone ist aus wildbiologischer Sicht abzulehnen. Die Kernzone des Nationalparks ist auf rund 16.000 Hektar aktuell die größte Wildruhezone Bayerns. Hier haben die Tiere ganzjährig Ruhe und sind gut zu beobachten. Das soll auch so bleiben.“ Eine Regulierung wäre in diesen schwer zugänglichen Bereichen ohnehin kaum möglich, zur Bergung des Wildbrets müssten Hubschrauber eingesetzt werden – was in einem Nationalpark nicht in Frage kommt. Auch für Nationalparkleiter Dr. Baier steht fest: „Die großen Rotwilddichten an den Fütterungen am Königssee müssen tierschutzgerecht reduziert werden, denn sie begünstigen Tierseuchen und beeinträchtigen das Tierwohl durch innerartlichen Stress.“
Gemeinsam diskutierten die Anwesenden verschiedene Möglichkeiten eines nationalpark- und tierschutzgerechten Rotwildmanagements mit unterschiedlichen Entnahmemöglichkeiten. Kritisch sehen BJV-Vertreter die Einrichtung eines Entnahmegatters. Dabei betonte Kreisgruppenvorsitzender Hans Berger: „Der BJV-Kreisgruppe ist wichtig, dass zunächst alle jagdlichen Möglichkeiten geprüft werden und ein Entnahmegatter nur Ultima Ratio sein kann. Diesen Prozess werden wir sehr genau beobachten.“ Rotwildmanagement über Reduktionsgatter, das keine „Jagd“ im klassischen Sinne darstellt, wird in anderen Nationalparken bereits umgesetzt und von anerkannten Wildbiologen als tierschutzgerecht eingestuft. Diese Möglichkeit wurde im Nationalparkbeirat als Teil eines groß angelegten Forschungsprojektes vorgeschlagen und von den Beiräten diskutiert. Dr. Baier betonte: „Wir diskutieren die Möglichkeiten zum Management der Rotwildbestände am Königssee ergebnisoffen und transparent. Aus Tierschutzgründen sollen die Methoden zum Einsatz kommen, die am effektivsten sind und dauerhaft die geringste Stressbelastung für unser Rotwild darstellen.“ Ein neues Forschungsprojekt zum Rotwildmanagement mit der Einrichtung eines Entnahmegatters müsste als Ergebnis der Beiratssitzung zunächst beantragt und genehmigt werden. „Aktuell legen wir den Schwerpunkt sämtlicher zur Verfügung stehender Kräfte auf die Regulierung der Rotwildbestände am Königssee. Eine zusätzlich geschaffene und aktuell auszuschreibende Stelle für einen Revierjagdmeister wird uns zusätzlich unterstützen“, so Dr. Baier weiter. Bei dem sensiblen Thema Wildbestandsregulierung in einem Nationalpark ist Baier Transparenz wichtig und „dass wir einen offenen Dialog führen, damit die Managementmaßnahmen von einer möglichst breiten Öffentlichkeit mitgetragen werden“. Die Vertreter der BJV-Kreisgruppe und der Nationalparkverwaltung waren sich einig, dass der ehrliche Austausch zur Wildbestandsregulierung gut und vertrauensbildend war. Für die Zukunft wurden regelmäßige Austauschtreffen vereinbart.
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Rotwild am Königssee.jpg
Bildnachweis: Nationalpark Berchtesgaden
Vertreterinnen und Vertreter der Kreisgruppe Berchtesgadener Land des Bayerischen Jagdverbandes tauschten sich kürzlich mit der Nationalparkverwaltung zu verschiedenen Themen im Wildtiermanagement aus. Auch die hohen Rotwildbestände an den Fütterungen am Königssee wurden kritisch diskutiert.
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