Im Rahmen der diesjährigen Beiratssitzung des Nationalparks Berchtesgaden in Schönau am Königssee zog Nationalparkleiter Dr. Roland Baier eine positive Bilanz: „Der Nationalpark Berchtesgaden hat sich in den vergangenen Jahren enorm entwickelt. Der Mitarbeiterstand ist mit 155 Kolleginnen und Kollegen heute so hoch wie noch nie, internationale Forschungsprojekte sind angelaufen und das Interesse am Nationalpark ist ungebrochen groß – von Gästen, Einheimischen, Medienvertretern und Forschenden aus aller Welt.“
23 Beirätinnen und Beiräte des Nationalparks Berchtesgaden waren der Einladung des Bayerischen Umweltministeriums zur alljährlichen Sitzung gefolgt, die unter Einhaltung der aktuellen Corona-Infektionsschutzvorkehrungen als Präsenzveranstaltung abgehalten werden konnte. Im vergangenen Jahr musste die Beiratssitzung aufgrund der Corona-Pandemie abgesagt werden. Die Veranstaltung leitete der Bayerische Umweltminister Thorsten Glauber, der über einen Großbildschirm zugeschaltet war. Vor Ort vertrat Referatsleiter Johannes Pain das Bayerische Umweltministerium.
Nationalparkleiter Dr. Roland Baier bedankte sich zu Beginn seines Zweijahresrückblicks bei allen Mitarbeitenden des Nationalparks für ihr Engagement auch während der schwierigen Coronazeit. Anschließend informierte Baier die anwesenden Beiräte über die geleisteten Arbeiten der vergangenen zwei Jahre und gab einen Ausblick auf bevorstehende Aufgaben und Projekte. Mehr als zwei Jahre nach einer Kampagne gegen den Nationalpark aufgrund einiger in Folge extremer Schneefälle am Königssee verendeter Rotwildkälber sieht Baier das Schalenwildmanagement im Nationalpark sehr gut aufgestellt: „Wir haben zwei neue Berufsjäger-Lehrlinge eingestellt. Darüber hinaus unterstützen uns zwei neue Wildbiologen bei wichtigen Fragen rund um das Management des Schalenwildes. Gerade in diesem Bereich sind bereits aktuelle Forschungsvorhaben gestartet, weitere werden in 2022 folgen – allen voran zur Lebensraumnutzung von Gams- und Rotwild rund um den Königssee sowie zur Aasökologie“, betont Baier.
Auch die Mitarbeiterzahl im Schutzgebiet hat sich positiv entwickelt, sie stieg von 123 im Jahr 2019 auf 155 im Jahr 2021. Mehr als die Hälfte aller Nationalpark-Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sind aktuell Einheimische. Mit der unmittelbar bevorstehenden Fertigstellung des neuen Nationalparkplans wird der Kernzonenanteil des Schutzgebiets von 75 Prozent festgeschrieben, ein Meilenstein in der Nationalpark-Geschichte. „Dass Nationalparke wichtige Rückzugsgebiete für vom Aussterben bedrohte Arten sind, zeigt ein aktueller Nachweis des Augsburger Bären. Der Augsburger Bär ist ein sehr seltener Nachtfalter, der im Nationalpark ein Refugium gefunden hat“, freut sich der Nationalparkleiter. Auch der Start des neuen Bartgeier-Projekts zur Wiederansiedlung des großen Greifvogels leistet einen wesentlichen Beitrag zum Artenschutz in den Alpen.
Im Anschluss stellten die Sachgebietsleiterinnen und -leiter der Nationalparkverwaltung die Schwerpunkte der Aktivitäten ihrer Bereiche vor. Besonderes Augenmerk gilt aktuell der Klimafolgen- und Biodiversitätsforschung. Mit der neuen Kooperation mit der Technischen Universität München (TUM) hat der Bereich Forschung eine große Aufwertung erfahren und zahlreiche Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler in das Schutzgebiet gelockt. Vor besonderen Herausforderungen steht die Nationalparkverwaltung in Zeiten großen Gästezustroms und zunehmender Verstöße gegen die Nationalparkverordnung bei Fragen zur Besucherlenkung. Dieser Bereich wird künftig von neuen Mitarbeitenden unterstützt. 2022 werden mit St. Bartholomä am Königssee und in der Jenner-Gipfelstation zwei neue Ausstellungen eröffnet, auch das Außengelände an der Nationalpark-Informationsstelle Hintersee (Klausbachhaus) erhält eine neue Gestaltung. Die Umweltbildung geht in Zeiten von Corona neue, mobile Wege in der Besucherinformation. Zudem startet aktuell ein Gemeinschaftsprojekt mit der Biosphärenregion Berchtesgadener Land zur Etablierung von Nationalpark- und Biosphärenpartnerschulen. Sehr groß ist aktuell das Interesse von Journalisten, die Zahl der von Nationalpark-Mitarbeitenden betreuten Medienvertreter liegt weit über den Vorjahreserhebungen. Ein Gesamtkommunikationskonzept für den Nationalpark, das sich aktuell in Erstellung befindet, soll die interne und externe Kommunikation der Nationalparkverwaltung künftig weiter professionalisieren. Der Nationalpark Berchtesgaden ist als erster Nationalpark in Deutschland EMAS-zertifiziert und verbessert in dem Prozess laufend seine Umweltbilanz. Außerdem wurden in einem neu ins Leben gerufenen Netzwerk die ersten 14 Nationalpark-Partnerbetriebe offiziell ausgezeichnet.
Nach den ausführlichen Jahresrück- und -ausblicken hatten die Beirätinnen und Beiräte Gelegenheit für Anmerkungen, Fragen und einen persönlichen Austausch. LBV-Vorsitzender Norbert Schäffer dankte dem Nationalpark-Team für die gute Zusammenarbeit bei der sehr erfolgreichen Auswilderung der beiden jungen Bartgeier im Juni 2021 und freut sich auf eine Fortsetzung des erfolgreichen Projekts in den kommenden Jahren. Bund Naturschutz-Landesvorstand Richard Mergner begrüßte den Stellenzuwachs im Nationalpark, allen voran bei den Rangerinnen und Rangern, die für die Einhaltung der Schutzgebietsbestimmungen im Gelände zuständig sind. Außerdem zeigte sich Mergner erfreut über die Aufwertung der Forschung und Besucherinformation im Schutzgebiet. Dr. Bartl Wimmer, Vorsitzender des Zweckverbands Bergerlebnis Berchtesgaden, lobte die gute und konstruktive Zusammenarbeit mit dem Nationalpark und stellte besonders die Wichtigkeit einer effektiven Besucherlenkung heraus. Gerade in diesem Bereich sei nach Ansicht des Tourismus-Experten in der Region noch viel Arbeit zu investieren. Beppo Maltan, Vorsitzender der Alpenvereinssektion Berchtesgaden, kritisierte die seines Erachtens hohen bürokratischen Hürden und hohen Kosten bei Antragstellungen zum Betrieb von Berggaststätten und -unterkunftshäusern, allen voran beim Kärlingerhaus. Hierzu wandte er sich mit einem umfangreichen Fragenkatalog an die Veranstalter und nannte Beispiele zu Förderrichtlinien mit jahreszeitlichen Einschränkungen für Hubschrauberflüge, die für Umbaumaßnahmen jedoch notwendig seien, sowie Gutachten für den Betrieb der Kläranlage oder für die Erteilung von Wassernutzungsrechten. Unter den gegebenen Voraussetzungen sieht der Sektionsvorsitzende einen weiteren Betrieb des Kärlingerhauses gefährdet. Nach rund zwei Stunden beschloss Umweltminister Glauber die Sitzung mit einem Dank an alle Beiräte sowie an die Nationalparkverwaltung für ihr großes Engagement für den einzigen Alpennationalpark Deutschlands. Glauber stellte heraus, dass der Nationalpark Berchtesgaden heute sowohl wissenschaftlich als auch organisatorisch und personell sehr gut ausgestattet sei. Auch für die Zukunft wünscht sich der Minister eine weiterhin offene und transparente Kommunikation unter allen Akteuren sowie eine konstruktive Zusammenarbeit, auch bei kritischen Fragestellungen.
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