19 engagierte Forscherinnen und Forscher, 41 wissenschaftliche Abschlussarbeiten, 120 Publikationen in internationalen Fachzeitschriften und rund 150 betreute Praktikantinnen und Praktikanten aus aller Welt: Nach fünf Jahren Forschungskooperation zwischen dem Nationalpark Berchtesgaden und der Technischen Universität München zieht Forschungsleiter Prof. Rupert Seidl eine positive Bilanz: „Die Verbindung von exzellenter universitärer Forschung und einem einzigartigen Hochgebirgsnationalpark liefert neue Einblicke in die Dynamik von Gebirgslandschaften“.
Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber begrüßt die Kooperation aus universitärer Forschung und Schutzgebieten: „Der Nationalpark Berchtesgaden ist ein großartiges Aushängeschild für Bayerns Natur. Wissenschaftliches Arbeiten hat an diesem einzigartigen Lernort eine lange Tradition. Die Erforschung von Fragestellungen des Naturschutzes, der Ökologie und des Klimawandels im Nationalpark bringt Untersuchungsergebnisse von internationaler Bedeutung hervor. Bayern bindet die Nationalparkforschung eng an die Universitäten im Freistaat. Das ist ein großer Erfolg, der weit über die Grenzen des Freistaats hinaus ausstrahlt. Von der Kooperation des Nationalparks mit der TU München profitieren beide Seiten. Sie unterstreicht die Bedeutung von Schutzgebieten und wissenschaftlicher Forschung gleichermaßen. Ziel ist es, die Natur bestmöglich zu verstehen, um sie bestmöglich erhalten zu können."
Im Dezember 2019 schlossen der Nationalpark Berchtesgaden und die Technische Universität München (TUM) offiziell einen Kooperationsvertrag zum Ausbau und zur Förderung der Forschung im Schutzgebiet. Dabei wurde die Forschungsleitung im Nationalpark an den an der TUM neu gegründeten „Lehrstuhl für Ökosystemdynamik in Gebirgslandschaften“ gekoppelt. „Ziel war und ist es, Synergien zu nutzen, um die im Nationalpark gewonnenen Langzeit-Monitoringdaten im Kontext aktueller Forschungsfragen zu analysieren“, erklärt Lehrstuhlinhaber Prof. Seidl. „Unser Schwerpunkt liegt dabei auf der Klimafolgenforschung, für die wir neueste wissenschaftliche Methoden aus Fernerkundung, Simulationsmodellierung und KI im Nationalpark anwenden.“ Aktuell arbeitet das Team rund um Prof. Seidl und Co-Forschungsleiter Michael Maroschek an wissenschaftlichen Fragestellungen zu den Themen Biodiversität im Nationalpark, Walddynamik, Wildökologie und Klimafolgenforschung. „Erste Ergebnisse aus fünf intensiven Forschungsjahren zeigen, dass die Pflanzenvielfalt des Nationalparks im Klimawandel abnimmt, wobei hier vor allem die Hochlagen vom Artenverlust betroffen sind. Außerdem beschleunigt der Klimawandel die Walddynamik im Nationalpark. Das bedeutet, die Bäume wachsen schneller, sterben aber auch verstärkt wieder ab. Der Bergwald ist langfristig gesichert, ändert sich aber in seiner Zusammensetzung und Struktur zum Teil stark. Wälder puffern klimatische Extreme ab, was sich beispielsweise Gämsen zunutze machen. Sie suchen bei warmer Witterung die kühlende Wirkung des Waldes und ziehen im Klimawandel verstärkt von den Felsregionen bergab.“
Für Nationalparkleiter Dr. Roland Baier ist die von ihm initiierte Kooperation mit der TUM ein Meilenstein für die Nationalparkforschung: „Wir haben den Nationalpark Berchtesgaden in den vergangenen fünf Jahren als Leuchtturm in der nationalen und internationalen Ökosystemdynamik-Forschung etabliert. Wir sind international bestens vernetzt und engagieren uns in Netzwerken weltweit. Ergebnisse aus der Forschung setzen wir direkt im Schutzgebietsmanagement um. Die Kooperation ermöglicht damit einen Brückenschlag zwischen exzellenter Wissenschaft und deren Anwendung in der Praxis.“ Von dieser Praxisorientierung profitieren auch Partner des Nationalparks wie beispielsweise Almbauern, mit denen gemeinsam an möglichen Anpassungen der Almwirtschaft an den Klimawandel geforscht wird.
Der Nationalpark Berchtesgaden bietet aufgrund seiner Topografie mit starken Seehöhen- und Klimagradienten sowie unterschiedlichen Landbedeckungen, darunter Wasser, Wald, Offenland und Fels, einen einzigartigen Naturraum. Die Kernzone des Schutzgebiets ist seit der Nationalparkgründung im Jahr 1978 weitgehend vom Menschen unbeeinflusst. Dies macht das Schutzgebiet rund um Watzmann und Königssee für die Ökosystemforschung besonders interessant. Baier stellt heraus: „Denn nur hier im Nationalpark, in Gebieten, in denen wir Menschen uns heraushalten, können wir erforschen, wie die Natur wirklich auf Veränderungen reagiert“. Die TU München ist eine global führende Exzellenzuniversität und hat in diesem Jahr eine Auszeichnung als „Beste Universität der EU“ (Times Higher Education Ranking 2024) erhalten. Die Forschungskooperation zwischen Nationalpark Berchtesgaden und TUM ist auf unbefristete Zeit angelegt, Forschungsergebnisse werden fortlaufend publiziert.
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Forschungskooperation Nationalpark_TUM.jpg
Bildnachweis: Nationalpark Berchtesgaden
In einem der zahlreichen Projekte der seit 2019 bestehenden Kooperation zwischen dem Nationalpark Berchtesgaden und der TU München möchten Forschende herausfinden, welchen Einfluss die Dauer der Schneebedeckung auf die Vegetation hat. Dazu wird durch Entfernung der Schneedecke ein frühes Ausapern simuliert.
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