Die Schneefälle der vergangenen Tage locken bereits erste Wintersportlerinnen und Wintersportler in den Nationalpark. Während sich Skitourengeher auf Pulverschneehänge freuen, beginnt für viele Wildtiere mit der einsetzenden Kälte und Nahrungsknappheit der Kampf ums Überleben. Die Zeitfenster zur Nahrungsaufnahme sind kurz und Fluchten kosten Energie, die im Winter kaum ersetzt werden kann. Im Nationalpark bemüht sich ein Team um die Lenkung der Wintersportler, damit Gams, Schneehase, Birkhuhn und Co. möglichst ungestört über den Winter kommen.
Unerlässlich für ein erfolgreiches Besuchermanagement sind zuverlässige Zahlen und Fakten: Wann sind wo wie viele Menschen unterwegs? Um diese Daten zu erheben, hat die Nationalparkverwaltung zwischen Januar und April 2023 erstmals Wintersportler mit automatischen Zählanlagen und zusätzlich manuell gezählt. Die Zählanlagen waren im Hochkaltermassiv, am Watzmann sowie im Bereich Königsbachalm angebracht. Manuell wurde an mehreren Tagen an sieben Standorten zeitgleich gezählt. Ziel der Zählungen war die Einschätzung der Höhe und der raumzeitlichen Verteilung des Besucheraufkommens. Die Daten dienen als Grundlage für die Beobachtung langfristiger Trends und für den zielgerichteten Einsatz von Maßnahmen im Besuchermanagement. Parallel analysierte das Team die veröffentlichten Winterrouten (Skitouren und Schneeschuhwanderungen) auf einem prominenten Online-Tourenportal.
Die meisten Skibergsteigerinnen und -bergsteiger waren zwischen Mitte Februar und Mitte März im Nationalpark unterwegs. An Spitzentagen zählten die automatischen Stationen zusammen mehr als 500 Personen, Spitzenreiter war das Watzmannkar mit 140 Skibergsteigern an nur einem Tag. Die manuell erhobenen Zahlen deuten darauf hin, dass das Besucheraufkommen im Winter bisher deutlich unterschätzt wurde. Die Besucherzahl variierte stark je nach Wochentag und Gebiet, zudem veränderten sich die räumliche Nutzung und die Schwerpunkte im Laufe des Winters. Schneibstein und Watzmannkar sind die meistbesuchten Gebiete im Nationalpark und damit echte „Hot Spots“, dies zeigt sich auch in der Anzahl veröffentlichter Touren auf dem Onlineportal. Weniger stark begangen sind das Wimbachtal und die Hochkaltertäler. Insgesamt ermittelte das Besucherlenkungsteam auf einem einzigen, prominenten Onlineportal über 100 Skitouren für das Gebiet des Nationalparks. Die Anzahl der dort veröffentlichten Touren stieg 2022 im Vergleich zum Vorjahr um rund 400 Prozent. Rückläufig ist hingegen seit rund zehn Jahren tendenziell die Anzahl der Downloads der veröffentlichten Touren.
Im bevorstehenden Winter liegt der Schwerpunkt des Besuchermanagements im Nationalpark auf weiterer Aufklärung im Gelände sowie einer optimierten Beschilderung der Kampagne des Deutschen Alpenvereins (DAV) „Natürlich auf Tour“. Das Nationalparkteam bittet alle Skitourengeher und Schneeschuhwanderer um Unterstützung der Initiative und damit um Rücksichtnahme auf Wildtiere. Die zusammen mit dem DAV definierten Wald-Wild-Schongebiete sind wichtige Rückzugsräume und sollen daher nicht betreten oder befahren werden. Auch an das offizielle Routennetz sollten man sich halten. Auf Unternehmungen in der Morgen- und Abenddämmerung sollte man verzichten – diese kurzen Zeitfenster benötigen Gämsen, Schneehasen und Raufußhühner dringend für die ungestörte Nahrungsaufnahme. Die automatischen Zählanlagen werden weiterhin im Einsatz sein, um langfristig genauere Aussagen über die räumliche und zeitliche Verteilung der Wintersportler zu erhalten. Informationen unter www.nationalpark-berchtesgaden.bayern.de/erlebnis/unterwegs/wintertouren/index.htm.
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Bildnachweis: Nationalpark Berchtesgaden
Zum Schutz von Gams, Schneehase und Co. sollen die Wald-Wild-Schongebiete in den Wintermonaten nicht betreten oder befahren werden. Die offiziellen Skitouren und Schneeschuhrouten im Nationalpark Berchtesgaden nehmen Rücksicht auf diese wichtigen Rückzugsräume der Wildtiere.
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