Im Nationalpark Berchtesgaden hat die Almwirtschaft eine jahrhundertlange Tradition. Im 18. Jahrhundert erlebte die Almwirtschaft hier ihre Blütezeit, danach war bis Ende des 19. Jahrhunderts ein Rückgang zu verzeichnen. Meist aus wirtschaftlichen Gründen wurden in dieser Zeit zahlreiche Almen aufgelassen. Heute findet man in der Kernzone zahlreiche Hinweise einer ehemaligen almwirtschaftlicher Nutzung - von Ruinen verfallener Almhütten bis zu zugewachsenen Weideflächen und ihrer typischen Vegetation.
Laut Nationalparkplan hat der Nationalpark Berchtesgaden die Aufgabe die Entwicklung in ehemals anthropogen beeinflussten Ökosystemen – wie es der Lebensraum der aufgelassenen Almen darstellt - zu beobachten. Diese Untersuchungen dienen als Beiträge zur Erfassung und Beurteilung der Biodiversität in den aufgelassenen Almflächen bzw. zur Analyse der natürlich ablaufenden Prozesse in den ehemals bewirtschafteten Almflächen, deren Auflassung zum Teil über 100 Jahre zurückliegt.
Die aufgelassenen Almen liegen in verschiedenen Höhenstufen – von den Tallagen bis oberhalb Waldgrenze in der alpinen Stufe – verteilt. Diese Flächen bieten die Möglichkeit, in unterschiedlichen Höhenlagen verschiedenste Pflanzengesellschaften, deren Zusammensetzung und Artenvielfalt zu untersuchen und die ungestörte Entwicklung nach Nutzungsaufgabe zu dokumentieren. Ein weiteres Ziel ist, das Monitoringsystem des Nationalparks Berchtesgaden um die aufgelassenen Almflächen zu erweitern, um hier längerfristig die Vegetation in ihrer Struktur und Dynamik zu beobachten. Neben den vegetationskundlichen Untersuchungen wird auch die Geschichte zu den einzelnen aufgelassenen Almen in den Archiven erhoben.
Botanik, Vegetations-Monitoring und -datenbank, GIS